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29.6.18: Arbeitsmarkt immer besser - Politik immer schlechter
„Die ungebrochene Nachfrage nach Arbeitskräften lässt die Erwerbslosenzahlen weiter sinken – das ist die gute Nachricht vom Arbeitsmarkt. Die schlechte lautet: Trotz Fachkräftekrise unternimmt die Bundesregierung nichts, um dem heiß laufenden Arbeitsmarkt etwas Abkühlung zu verschaffen.“
So kommentiert Dr. Nico Fickinger, Hauptgeschäftsführer der norddeutschen Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektroindustrie, die neuesten Arbeitsmarktzahlen. „Statt wenigstens mehr Flexibilität im Personaleinsatz zu ermöglichen, will die Große Koalition diese künftig sogar noch einschränken.“
Der Bundesrat debattiert am kommenden Freitag erstmals über das geplante Gesetz zur Brückenteilzeit. „Danach sollen in Teilzeit beschäftigte Arbeitnehmer quasi auf Zuruf wieder auf eine Vollzeitstelle zurückkehren dürfen. Das zu organisieren wird viele Mittelständler vor geradezu unlösbare Probleme stellen. Denn geeignete Fachkräfte sind kaum zu finden, und selbst wenn sie zur Verfügung stünden, lässt der Flächentarifvertrag in der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie nur eine befristete Einstellung für maximal 18 Monate zu. Die Politik reißt Löcher in die Belegschaften, und die Gewerkschaft weigert sich, diese zu stopfen – so schadet man der Industrie statt sie im wachsenden internationalen Konkurrenzkampf zu unterstützen“, so der Arbeitgebervertreter weiter.
Zu einem völlig unkalkulierbaren Risiko für die Personalarbeit würde die Brückenteilzeit, wenn nun auch noch die vom Bundesrat geäußerten Änderungswünsche in das Gesetz aufgenommen würden. Dann bräuchten die Arbeitnehmer nicht einmal mehr vorab festzulegen, wie lange sie in Teilzeit gehen wollen. Fickinger appellierte an die norddeutschen Länder, diesem Gesetz und erst recht den neuen Änderungswünschen nicht zuzustimmen:
„Die GroKo muss ihre personalpolitische Geisterfahrt beenden und den Firmen endlich die Freiräume geben, die sie in Zeiten der Globalisierung und Digitalisierung benötigen. Dazu zählt auch die Möglichkeit, das vereinbarte Arbeitszeitvolumen anders auf die einzelnen Wochentage zu verteilen.“
Regulierungen seien kontraproduktiv und überdies für die Metall- und Elektroindustrie völlig unnötig. „Fast 90 Prozent der Arbeitnehmer und nahezu 80 Prozent unserer Betriebe sind zufrieden mit den geltenden Arbeitszeitregelungen, die Teilzeitquote lag 2017 bei 27,7 Prozent, und der Frauenanteil in der M+E-Industrie wächst kontinuierlich. Der Gesetzgeber sollte mehr auf die Fähigkeit der Industrie vertrauen, in Zeiten der Fachkräftekrise ihre Mitarbeiter mit zunehmend flexibleren Arbeitszeitmodellen zu halten.“