Standpunkte 1/2018

Peter Vullinghs, Philips-CEO für Deutschland, Österreich und die Schweiz, in der neuen Hamburger Konzernzentrale. Peter Vullinghs CEO PHILIPS DACH Peter Vullinghs erinnert sich tatsächlich mit leisem Schaudern in der Stimme: „Als ich vor fast drei Jahren hier in Ham- burg angefangen habe, da hatte ich ein 40-Quadratmeter-Büro im 17. Stock mit Blick über die Alster. Und im Vorzimmer saßen zwei Damen, die dafür sorgten, dass niemand ohne Termin zum Ge- schäftsführer durchkommt.“ Bei manch‘ anderem Chef würden solche Sätze wie eine hohle Attitüde aus ge- spielter Bescheidenheit wirken. Nicht so bei dem 46-jährigen Holländer Peter Vullinghs: Der Umzug der Philips-Zent- rale für Deutschland, Österreich und die Schweiz (kurz: DACH) aus einem alster- nahen Hamburger Hochhaus in den Neubau am Flughafen war ein Kultur- wechsel, der zu ihm passt. Großräume mit Bürowaben, aber ohne festen eige- nen Schreibtisch für alle Mitarbeiter, luftige Konferenzareale mit themenbe- zogener Möblierung, transparentes Ar- beiten ohne hierarchische Vorzimmer, das gefällt dem lässigen Limburger schon länger: „Ich habe dieses neue Raumkonzept bereits während meiner fünf Jahre als Market Leader für das Phi- lips-Geschäft in Russland, der Ukraine und Zentralasien eingeführt. Warum sollte nicht in Hamburg gehen, was in Moskau klappt?“, sagt er lächelnd. Be- denken von Personalmanagern und Ju- risten, dass man wegen des Umgangs mit vertraulichen Papieren nicht täglich einen neuen Schreibtisch suchen könne, wollte er nicht gelten lassen: „Glaubt ihr, dass die Geschäftsführung weniger Ver- trauliches bearbeitet, als ihr? Das habe ich die Kollegen gefragt, und damit war die Debatte beendet.“ Bestimmt und doch bescheiden, gelassen und gleichwohl verbindlich gibt sich Vul- linghs ganz in der unaufgeregt-rationa- len Tradition holländischer Kaufleute, ohne allerdings den klassischen Auftritt im dunklen Zwirn und fein gemusterter Krawatte zu vernachlässigen, wie mitt- lerweile in manchen deutschen Vor- standsetagen üblich. „Der braucht Offen- heit nicht über die Kleidung zu transpor- tieren, der ist so“, sagen sie in der neuen Konzernzentrale über den Chef. Vul- linghs schwärmt angesichts der neuen Bürokultur von einer „neuen Freiheit ohne Elfenbeinturm-Gefühl: Ich gehe viel häufiger als alle anderen durchs Haus, komme mit viel mehr Kollegen ins TERMIN BEIM CHEF Foto: Christian Augustin 37 1/2018 Standpunkte NORDMETALL

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