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3.6.14: Konjunktur: Das "Herz der Wirtschaft" schlägt wieder kräftiger

Die norddeutsche Metall- und Elektroindustrie meldet eine bessere Geschäftslage und einen verbesserten Auftragsbestand gegenüber dem vergangenen Herbst.

 

Die norddeutsche Metall- und Elektroindustrie meldet eine bessere Geschäftslage und einen verbesserten Auftragsbestand gegenüber dem vergangenen Herbst. Die Kapazitätsauslastung liegt nach fast zwei Jahren im Minus nun wieder auf dem langjährigen Durchschnitt, hieß es am Dienstag von den „M+E-Arbeitgebern im Norden“. Dieses Bündnis von Nordmetall, AGV Nord und fünf weiteren Arbeitgeberverbänden in Norddeutschland hatte in seiner aktuellen Frühjahrsumfrage bei rund 650 Unternehmen mit gut 150.000 Beschäftigten nach der konjunkturellen Lage gefragt. 37 Prozent der Mitgliedsunternehmen meldeten gute Geschäfte (6 Prozentpunkte mehr als im Herbst), 46 Prozent eine befriedigende Lage (unverändert). 15 Prozent bezeichneten die aktuelle Situation als unbefriedigend (5 Prozentpunkte weniger), 2 Prozent sprachen von schlechten Geschäften (1 Prozentpunkt weniger).

„Die Metall- und Elektroindustrie legt einen Gang zu, aber von der Höchstgeschwindigkeit sind wir noch weit entfernt“, kommentierte Nordmetall-Präsident Thomas Lambusch die Ergebnisse. Die Richtung stimme. Zusammengerechnet seien 83 Prozent der Mitgliedsbetriebe mit der Lage zufrieden. Ob die Unternehmen mehr Fahrt aufnähmen, sei ungewiss. Zwar liege die Kapazitätsauslastung mit 87 Prozent wieder exakt auf dem 10-jährigen Mittel. Mit Blick nach vorne gehe aber über die Hälfte der Unternehmen (54 Prozent) nur von gleichbleibenden oder sogar sinkenden Umsätzen aus

„Es freut mich, dass der seit zwei Jahren anhaltende Rückgang bei den Aufträgen abgebremst wurde. Allerdings wird das Auftragspolster auch nicht dicker“, so Nordmetall-Präsident Lambusch. 26 Prozent der befragten Unternehmen empfinden ihren Auftragsbestand immer noch als zu gering. Nur 30 Prozent seien mit ihren Aufträgen länger als ein halbes Jahr ausgelastet. Lediglich ein Drittel der M+E-Arbeitgeber im Norden erwartet  steigende Aufträge. 85 Prozent der Unternehmen gelang es nicht, Kostensteigerungen über Preiserhöhungen an ihre Kunden weiterzugeben. Immerhin 74 Prozent wollen ihre Investitionen stabil halten, 16 Prozent sogar mehr Geld für neue Anlagen ausgeben.

Beschäftigte: Unternehmen suchen mehr – Rentenpaket schadet

Für den Arbeitsmarkt gibt es gute Aussichten: 28 Prozent der M+E-Arbeitgeber im Norden wollen die Zahl ihrer Mitarbeiter voraussichtlich erhöhen. Das sind vier Prozent mehr als im Herbst und neun Prozent mehr als vor einem Jahr. „Die Frage ist nur, ob die Arbeitskräftenachfrage immer gestillt werden kann“, sagte Lambusch. Das vom Bundestag beschlossene Rentenpaket würde den Fachkräftemangel verstärken.
Lambusch betonte, die Metall- und Elektroindustrie sei innerhalb des Verarbeitenden Gewerbes mit dem größten Umsatz, den meisten Beschäftigten und den besten Entgelten der Garant einer starken Wirtschaft. „Wir sind das Herz der Wirtschaft, und das pumpt verlässlich. Aber wir sind nicht immun gegen jede Belastung“, so Lambusch. Unterm Strich stehe eine ordentliche Lage mit ein paar Fragezeichen: „Warum sorgt die Bundesregierung für neue Unsicherheiten, beispielsweise bei den Energiekosten? Warum plant sie zusätzliche Belastungen für die Unternehmen bei Arbeitskosten und Flexibilität? Und wie lange dauert die Ukraine-Krise an“, fragte Lambusch.

Russland: Millionenausfälle – China überholt wieder USA

Zwar hätten nur 7 Prozent der befragten Unternehmen Russland als Hauptexportland angegeben. Bei diesen wirke sich die aktuelle Krise jedoch spürbar aus. „Wir hören von stornierten Bestellungen ukrainischer Kunden, von Millionenausfällen im Russlandgeschäft, Umsatzeinbußen von 25 Prozent, auch von gestoppten Investitionen deutscher Firmen in Russland“, so Lambusch. Er hoffe auf ein Einlenken der russischen Führung im Konflikt, denn „für Russland ist der Handel mit Deutschland mindestens so wichtig wie für uns.“

Insgesamt bleibe Norddeutschland eine exportstarke Region. 78 Prozent der Unternehmen in der Metall- und Elektroindustrie liefern ins Ausland, 28 Prozent sogar mehr als die Hälfte ihrer Waren. Bei der Frage nach den Hauptexportländern zeigt die Frühjahrsumfrage, dass China wieder die USA wieder überholt hat. Für 53 Prozent der befragten Unternehmen ist die EU nach wie vor der wichtigste Absatzmarkt, für 12 Prozent ist es China (Herbst 10 Prozent), für 9 Prozent die USA (Herbst 10 Prozent).