Zum Inhalt springen
  • Digitaler Strukturwandel
  • Nachwuchsgewinnung & Fachkräftesicherung
  • Wirtschaft und Statistik
  • Presse & Medien

Frühjahrs-Konjunkturumfrage: „Jeder fünfte norddeutsche M+E-Betrieb will gehen“

„Jedes fünfte norddeutsche Metall- und Elektro-Unternehmen plant, seine Produktion ganz oder teilweise ins Ausland zu verlegen.

Das ist einer der höchsten je in unseren Konjunkturumfragen gemessenen Werte und offenbart auf ganz dramatische Weise: Viel zu hohe Arbeits- und Energiekosten sowie die weiter wuchernden Bürokratielasten treiben die Unternehmen aus dem Land, vernichten Arbeitsplätze und Wertschöpfung in Norddeutschland“, resümiert Folkmar Ukena, NORDMETALL-Präsident, die Frühjahrs-Konjunkturumfrage von NORDMETALL, AGV NORD und den Arbeitgeberverbänden Oldenburg, Ostfriesland und Bremen. Im Februar und März nahmen 141 M+E-Betriebe mit rund 95.000 Beschäftigten aus Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, dem nordwestlichen Niedersachsen und Schleswig-Holstein an der Befragung teil. 

Produktionsverlagerungen ins Ausland erwägen insbesondere Unternehmen im Straßenfahrzeugbau (33 Prozent), im Luft- und Raumfahrzeugbau sowie unter den Gießereien (jeweils 29 Prozent). Ursache dafür ist die starke Zunahme der erschwerenden Wirtschaftsfaktoren aus Sicht der norddeutschen Firmen: 80 Prozent beklagen zu hohe Arbeitskosten (Spitzenreiter: Bremen mit 91 Prozent, das nordwestliche Niedersachsen mit 88 Prozent), 72 Prozent zu hohe Energiekosten (Spitzenreiter: Bremen mit 82 Prozent, Hamburg mit 77 Prozent). Die Bürokratiebelastung als Haupterschwernis landet im Norden mit 70 Prozent auf Platz drei (Spitzenreiter: Nordwestliches Niedersachsen mit 81 Prozent, Schleswig-Holstein mit 77 Prozent).
60 Prozent aller norddeutschen M+E-Betriebe bewerten den Arbeitskräftemangel als erschwerenden Wirtschaftsfaktor, etwas mehr als die Hälfte neue Gesetze und die internationale Politik. 

„Wenn mit 71 Prozent fast drei Viertel der Firmenleitungen angeben, dass sich die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Deutschland in den letzten sechs Monaten weiter verschlechtert hat, ist das ein Alarmsignal erster Güte“, berichtet Ukena weiter, der geschäftsführender Gesellschafter der LEDA Werke in Leer, Ostfriesland, ist. Dementsprechend wollen nur noch 22 Prozent der Unternehmen ihre Investitionen im Vergleich zum Vorjahr erhöhen, dafür aber 31 Prozent einschränken oder 47 Prozent gleich halten. 

Die Verfügbarkeit von Arbeitskräften wird von 63 Prozent der Betriebe als schlecht oder unbefriedigend angesehen, vor eineinhalb Jahren waren dies noch 84 Prozent. Auch die Lage im Ausbildungsmarkt hat sich trotz anhaltender Nachwuchsknappheit mit nur noch 63 Prozent schlechter oder unbefriedigender Verfügbarkeit geeigneter Ausbildungsbewerber leicht entspannt (Frühjahr 2023: 74 Prozent). 

Folkmar Ukena: „Auch die norddeutsche Metall- und Elektroindustrie braucht dringend günstigere Energiepreise und eine Entlastungsoffensive in Sachen Bürokratie. Hier passiert nach wie vor viel zu wenig, egal ob ihn Brüssel, Berlin oder den norddeutschen Landeshauptstädten – im Gegenteil: Zum Jahresanfang 2025 droht mit der Einführung der umfangreichen Nachhaltigkeitsberichterstattung den Unternehmen ein weiterer Bürokratiekostenanstieg. Genau das brauchen wir nicht, stattdessen müssen überflüssige Schriftformerfordernisse weg, die Digitalisierung der Ämter bei der Fachkräfteeinwanderung oder die Reduzierung des Meldeumfangs bei Unternehmens- Neugründungen oder Betriebs-Ummeldungen müssen endlich durchgesetzt werden. Nur so werden wir weiter eine starke Metall- und Elektroindustrie im Norden bleiben können“, so der NORDMETALL-Präsident. 

„Und der Gewerkschaft kann man zum 1. Mai nur zurufen: Wer zum Tag der Arbeit in dieser dramatischen Krisenlage ernsthaft mit dem Slogan ‚Mehr Lohn, mehr Freizeit, mehr Sicherheit‘ auf die Straße geht, der hat grundlegende Zusammenhänge nicht verstanden. `Mehr Arbeit, niedrige Arbeitskosten, mehr Sicherheit‘, nur so können wir Arbeitsplätze und Wohlstand erhalten, alles andere ist ein direktes De-Industrialisierungsprogramm zum Schaden Norddeutschlands.“

Hier finden Sie die Präsentationsfolien und die Ergebnistabellen nach Bundesländern der Konjunkturumfrage.