- Wirtschaft und Statistik
Corona-Vollbremsungen im Fahrzeugbau
Verschiedene Branchen des Fahrzeugbaus sind von der Corona-Krise sehr stark betroffen. Der Umsatz ist in kürzester Zeit eingebrochen und Betriebe brauchen einen langen Atem, um die schlechten Zeiten finanziell überstehen zu können.
Weltweite Luftfahrtindustrie
Unter der Corona-Krise leiden nicht nur Airlines wie die Lufthansa, sondern auch die Flugzeugbauer. Da eine Erholung des Flugverkehrs auf Vorkrisenniveau frühestens 2023 zu erwarten ist, bestellt derzeit kaum eine Airline neue Flugzeuge.
Laut aktuellen iw-Nachrichten steht die weltweite Luftfahrtindustrie durch die Corona-Pandemie vor gravierenden Einschnitten. Weltweit warten mehrere tausend Passagierflieger darauf, wieder zum Einsatz zu kommen. Unter diesen Bedingungen übersteigt die Anzahl der Stornierungen jene der Neubestellungen. Auch die Auslieferung neuer Flieger wird zum Teil von den Auftraggebern verweigert, so dass dicke Auftragspolster ihren Wert verlieren. Selbst wenn die Produktion wieder hochfährt, könnte sie in Europa auf etwa 60 Prozent des Vor-Corona-Niveaus gedrosselt bleiben. Derzeit kann dies noch über Kurzarbeit abgefangen werden.
Europäische Autohersteller und Zulieferer
Alle großen PKW-Märkte Europas zeigten im Mai dieses Jahres massive Absatzverluste. Herstellern und Zulieferern drohen Verluste. Die Automärkte in Deutschland, Frankreich und Italien sind nach iw-Nachrichten im Vergleich zum Vorjahresmonat jeweils um die Hälfte geschrumpft. In Spanien und Großbritannien steckte der Automarkt im Mai noch deutlich tiefer in der Krise. Nur in China legte der Absatz wieder zu. Hersteller und Händler bleiben vor allem auf Benzinern und Dieseln sitzen – Elektroautos sind von der Absatzkrise dagegen kaum betroffen.
Neben den deutschen Herstellern, die ihre Produktion am Standort Deutschland zum großen Teil im europäischen Ausland verkaufen, treffen die Absatzrückgänge auch die deutschen Zulieferer. Ihnen fehlt das Neugeschäft gerade auch mit französischen und italienischen Herstellern, die vom Absatzrückgang noch stärker getroffen wurden. Es kommt erschwerend hinzu, dass viele Zulieferer bereits im Jahr 2019 aufgrund eines schrumpfenden Weltautomarkts Probleme hatten.
Entgegen des allgemeinen Trends deuten hohe Zulassungszahlen von Elektroautos in Europa auf einen guten Absatz in diesem Segment hin. Auch ihre Fertigung war weitgehend ausgelastet. Elektroautos legten in Deutschland im Mai um mehr als 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu, Plug-In-Hybride wurden sogar mehr als doppelt so oft verkauft, sodass ihr Marktanteil deutlich stieg. Das reicht aber nicht ansatzweise, um die Absatzverluste bei Verbrennern zu kompensieren.
Während der chinesische Markt im vergangenen Jahr für Probleme sorgte, kommt von dort jetzt Hoffnung. Zwar sind die Verkäufe seit Jahresanfang immer noch 23 Prozent geringer als im gleichen Vorjahreszeitraum, aber immerhin gibt es Nachholeffekte: Im Mai lagen die Verkäufe fast zwölf Prozent über Vorjahresniveau. Chinesinnen und Chinesen kaufen wieder Autos, denn sie wollen nicht auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen sein, zudem fördert die Regierung den Absatz massiv. Der Premiummarkt erholt sich schneller, wovon die deutschen Hersteller überproportional profitieren.
Deutscher Schiffbau
Auf die deutsche Schiffbauindustrie kommen sehr schwere Jahre mit wenigen Neubauaufträgen in einem von Subventionen im asiatischen Raum bestimmten Markt zu. Laut VSM-Mitteilungen seiefür längere Zeit mit einer äußerst geringen Nachfrage nach Schiffen aller Art zu rechnen. Vielen Betrieben werde die Arbeit ausgehen. In Europa sei ohne Gegenmaßnahmen ein vorübergehender Rückgang von 50 bis 75 Prozent möglich. Wegen des Coronavirus liegt beispielsweise die Kreuzfahrtbranche derzeit brach. Reeder versuchen hier Aufträge für neue Schiffe nach hinten zu verlegen oder ganz abzusagen.
Gerade der Bau von Passagierschiffen war in Europa in den vergangenen Jahren aber ein Jobmotor und hat Rückgänge in anderen Bereichen des Schiffbaus aufgefangen. Bei Frachtschiffen wird sich die Lage nach Angaben von VSM dadurch verschärfen, dass Werften in Asien zusätzliche Rabatte bieten und hohe staatliche Subventionen erhielten. Die Umsätze der Reedereien seien seit Beginn der Corona-Pandemie um rund ein Drittel zurückgegangen. Wesentliche Teile der deutschen Handelsflotte sind in ihrer Existenz gefährdet.
Die beteiligten Bundestagsfraktionen haben die Sorgen der Schiffbauindustrie bereits aufgenommen und dazu einige Maßnahmen im Konjunkturprogramm berücksichtigt. Neben den bereits vor Corona geplanten Neubeschaffungen sieht das Konjunkturpaket zusätzliche Mittel in Höhe von einer Mrd. € für maritime Zwecke vor, von denen ein Teil für weitere zivile Behördenschiffe in diesem und nächstem Jahr bereitstehen.