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Weiterbildungserhebung: zeitliche und finanzielle Investitionen steigen deutlich
Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat seine zehnte Weiterbildungserhebung veröffentlicht. Die entsprechende Befragung erfolgt alle drei Jahre.
Die aktuelle Erhebung hat ergeben, dass die Unternehmen in Deutschland sowohl den Zeitanteil für Weiterbildung als auch die finanziellen Investitionen in den letzten drei Jahren erhöht haben. Das gesamtwirtschaftliche Investitionsvolumen ist damit um 23 % gestiegen und liegt nun bei 41,3 Mrd. €. Wesentlicher Treiber ist dabei die Digitalisierung. Unternehmen mit einem höheren Digitalisierungsgrad investieren auch mehr in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter.
Die wesentlichen Ergebnisse in Kürze:
- Die Weiterbildungsbeteiligung der Unternehmen in Deutschland liegt bei 87,9 %. Die Weiterbildungsaktivität ist damit im Vergleich zum Jahr 2016 gestiegen und liegt sogar leicht über dem bisherigen Höchstwert aus dem Jahr 2013.
- Besonders groß ist der Zuwachs beim Lernen im Prozess der Arbeit, aber auch die Bedeutung des selbstgesteuerten Lernens mit Medien steigt kontinuierlich.
- Der Anstieg der Weiterbildungsbeteiligung der letzten Jahre ist in erster Linie auf ein stärkeres Engagement der Dienstleistungsbranche zurückzuführen (unternehmensnahe Dienstleister 91,1 %; gesellschaftsnahe Dienstleister 89,1 %), wohingegen die Unternehmen der Industrie deutlich seltener in Weiterbildung aktiv sind (80,2 %). In der Industrie ist sogar ein leichter Rückgang zu verzeichnen (2016: 83,9 %).
- Durchschnittlich hat sich im Jahr 2019 jeder/jede Beschäftigte 18,3 Stunden betrieblich weitergebildet - eine Zeitstunde mehr als 2016. Der Zuwachs ist im Wesentlichen auf das Lernen im Prozess der Arbeit zurückzuführen. Der größte Anteil der Weiterbildungsstunden entfällt jedoch nach wie vor auf Lehrveranstaltungen. Auf das selbstgesteuerte Lernen entfällt zwar der geringste Anteil am Stundenumfang. Der zeitliche Aufwand für diese Lernform lässt sich aber ebenso wie das Lernen im Prozess der Arbeit nur schwer erfassen und könnte daher auch unterschätzt werden.
- Aktuell investieren die Unternehmen 1.236 € je Mitarbeiter/in in Weiterbildung, knapp 16 % mehr als im Jahr 2016. Auf direkte Kosten entfallen 629 €, die restlichen 607 € sind indirekte Kosten. Diese werden aus der bezahlten Arbeitszeit ermittelt. Der größte Teil der Weiterbildung findet mit 89,2 % während der bezahlten Arbeitszeit statt.
- 71,8 % der Unternehmen halten die praktizierte Aufteilung der Kosten für Weiterbildung für angemessen. Im Regelfall halten 40,8 % der Unternehmen eine finanzielle Förderung betrieblicher Weiterbildung für nicht notwendig. Rund 70 % befürworten aber staatliche Unterstützung, insbesondere für Geringqualifizierte, Ältere oder KMU sowie zur Bewältigung des Strukturwandels. Knapp 80 % betrachten zudem steuerliche Erleichterungen für Unternehmen bei der Behandlung von Weiterbildungskosten als sehr oder eher hilfreich.
- Fehlende finanzielle Ressourcen werden eher selten als Hemmnis für Weiterbildung genannt (24,1 %). Mehr als die Hälfte der Unternehmen nennen jedoch den zeitlichen Aufwandals Hemmnis - sowohl in Bezug auf die Freistellung der Beschäftigten als auch im Hinblick auf die Organisation durch das Unternehmen. Auch das fehlende Interesse von Beschäftigten wird mit 35,5 % als relevanter Faktor eingeschätzt. In der Industrie betrachtet dies sogar die Hälfte der Unternehmen als Hemmnis.
Im Ergebnis empfehlen die Autoren, die steuerliche Behandlung von Weiterbildung zu prüfen, um zusätzliche Anreize zu setzen, sowie die Weiterbildungsberatung zu stärken, um Weiterbildungshemmnisse abzubauen, Menschen und Unternehmen für Weiterbildung zu motivieren und Weiterbildungsbedarfe aufzuzeigen. Sie machen zudem darauf aufmerksam, dass es deutliche Unterschiede zwischen den Branchen gibt, die bei möglichen Förderungen berücksichtigt werden müssten.
Hier können Sie die gesamte Erhebung Weiterbildung auf Wachstumskurs herunterladen.